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Träumen in Kaschmir

Als sie sich danach anzog, fiel ihr Blick auf ein Paar blaue Kaschmir-Kniestrümpfe, die ihr Freund ihr aus Italien mitgebracht hatte. "Was für ein originelles Geschenk!" hatte sie damals laut...

Gegen Abend verschwanden die Wolken und als die Sterne und der halbe Mond erschienen, strahlten sie von einem blitzblanken Himmel.

Gleichzeitig field die Temperatur mit jeder Stunde um zwei Grad, so dass Mara auf dem Weg vom Büro nach Hause viel zu leicht angezogen war.

Die Kälte hatte auch prompt die Tram lahmgelegt, der Lautsprecher sprach noch nicht einmal ein verspätetes Eintreffen, sondern bedauerte geradewegs den Ausfall der Linie 4.

Alle Wartenden machten sich auf den Weg, zuverlässig, die wie Mara eine machbare Strecke zu laufen hatten liefen, andere winkten nach Taxis oder bettelten am Telefon um Hilfe.

Mara ging schnell, um warm zu werden, doch die dünnen Sohlen ihrer Pumps und die Nylonstrümpfe erlaubten es der Kälte in ihren Beinen heraufzukriechen, while ihre Nase und Backen rot anliefen.

Nach einer Stunde war sie zu Hause und musste hier erst einmal die Heizkörper hochdrehen, im Wohnzimmer waren fünfzehn Grad. Sie ließ ein dampfendes, duftendes Bad ein, das sie wärmen würde und ihre Laune verbessern.

 

Beim Anziehen danach fällt ihr Blick auf ein paar blaue Kaschmir-Kniestrümpfe, die ihr Freund ihr aus Italien mitgebracht hatte. „Was für ein originelles Geschenk!“ hatte sie damals laut lachend gesagt, doch Carlo meinte, dass die ihr nochmal gut tun würden, es seien die besten, überhaupt.

Sie fühlten sich tatsächlich wunderbar weich an, schmiegten sich perfekt um ihre Beine und Schienen sofort zu wirken, wohltuend, wärmend, tröstend.

Also schenkte Mara sich einen passenden Vermouth ein, dazu Oliven und rauchige Mandeln, fast wie ein Mailänder Aperitivo. Sie ließen alle Anlagen und auch das Licht aus, setzten sich in ihren Lieblingssessel und schauten auf die vom Mond beleuchteten Bäume vor ihren Fenstern.

Carlo hatte sie einmal nach Italien mitgenommen, außer in Mailand waren sie in Lucca und Pisa und dann am Meer, immer in allen Orten wo Carlo sich auskannte. Auch die charmantesten kleinen Hotels, die schönsten Spaziergänge abseits der Touristen, die feinsten Osterien und Ristoranti, wo man ihn überall herzlich willkommen heißt.

 

Mara lehnte sich zurück und schloss die Augen, der Vermouth schien ihr einen Film vorzuspielen - oder lag es an den Strümpfen? Sie sah diese herrlichen Landschaften in bester Auflösung, sie hörte den Wind in den Pinien und das Rauschen der Wellen weiter unten, sie konnte sogar die verschiedenen Düfte riechen, wie wunderbar!

Sie und Carlo liefen durch einen Pinienwald, der Weg war mit Nadeln bedeckt, die Sonnenstrahlen malten Figuren auf den Waldboden, manchmal gab es den Laut eines fremden Vogels.

Schließlich kamen sie zum Strand hinunter, der weit und weiß und menschenleer war, denn es war Herbst. Sie liefen barfuß ins Wasser und folgen dann der Wassergrenze nach rechts, mit Carlo der sie folgten. Nach etwa einem Kilometer kamen sie zu einer ganz einfachen, hölzernen Strandhütte, mit einer überdachten Veranda zum Meer.

Beim Näherkommen sah Mara, dass es da einen für zwei gedeckten Tisch gab, Blumen, einen Eiskübel. Sie drehte sich zu Carlo und schaute ihn verwundert und begeistert an:

„Hast du das....?“

Er führte sie zu den zwei Stufen und machte eine Verbeugung:

„Ein kleines Mittagessen für meine Principessa!“

 

Der Tisch war aus rauem Holz, die Korbsessel hatten blaue Kissen, passend zu den Kornblumen und Servietten, der leicht sprudelnde Wein war sehr kalt und sehr gut.

In kleinen blauen Schalen gab es Blätterteig-Teilchen die nach Parmaschinken, Pizza oder Parmesan schmeckten. Und Oliven und geräucherte Mandeln.

Sie saßen schweigend nebeneinander, schauten aufs Meer hinaus, wo in der Ferne ein Segelschiff fuhr, atmeten tief den Wind ein, der nach Salzwasser, Algen, Sonne roch.

„Carlo....“ Mara, doch er machte ein unschuldiges, erstauntes Gesicht, als ob auch er überrascht sei

Dann nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und drehte sich zum Pinienwald, aus dem nacheinander vier mit weißen Jacken gekleidete und große Tabletts tragende Männer traten und sich näherten. Sie stellen die Servierbretter auf einen Tisch im Hintergrund, auf dem Mara nun auch einen Stapel Teller und Schüsseln sah, weitere Eiskübel mit Wein und Mineralwasser, Rechauds auf die Nun Kupfertöpfe platziert wurden.

Der ältere unter den Obern kam zu ihnen, begrüßte sie höflich im Namen der Baronessa von V. und stellte sich vor: „Sono Giovanni, meine Kollegen und ich freue mich sehr, dass Sie heute hier bedienen zu dürfen. Bitte sagen Sie mir ALLES: was sie wünschen, wann, wovon. Und wenn wir etwas nicht haben sollten, läuft einer der Ragazzi schnell zum Palazzo hoch, und holt es!“

 

Alles war, was auch sonst, perfekt!

Eine Folge kleiner, feiner Gänge, immer im Kontrast zum Vorhergehenden in Aroma, Konsistenz und Zutaten. Also verschiedene rohe Fische und Meerestiere mit bestem Olivenöl und knuspriger Bruschetta, dann ein kleiner Risotto mit Steinpilzen, für jeden eine perfekt gegrillte Riesengarnele, ein winziges Filet von Reh, ein Stück Taleggio, eine Kaki-Mousse an Walnusseis.

Mit selbstbewusster Höflichkeit erklärt Giovanni die verschiedenen Gänge, ein jüngerer Ober schenkte immer neue Weine ein, in neue Gläser, selbstverständlich, ein Dritter räumte Teller weg, der Vierte war wohl der Koch.

Ihrer beider Laune wurde immer besser, Carlo brachte sie zum Lachen, sie ihn dazu, sie lange und lächelnd anzusehen, während sie aß, trank, erzählte.

Wie der abschließende Espresso so heiß und cremig sein konnte war ein Geheimniss, das sich hinter einer Tür verbarg, dazu gab es abschließenden Vin Santo mit Cantuccini.

Aus der selben Tür war wohl auch die breite Liege erschienen, die im hinteren Teil der Veranda stand als Giovanni sich mit den Worten verabschiedete:

„Ich hoffe, dass Ihnen alles gefallen hat, danke. Wir werden jetzt hinauf zum Palazzo gehen, sollten Sie jedoch irgendetwas wünschen ist dort hinter der Tür ein Telefon, mit dem sie uns erreichen. Hier sind sie jetzt ungestört, der Strand ist privat, was an beiden Seiten klar zu erkennen ist. Ein sehr, sehr altes Vorrecht. Die Baronessa würde Sie gegen Abend gerne begrüßen.“

 

Den Nachmittag bis dahin erlebten sie beide wie im Rausch, der Wein tat seinen Part, die Luft, ihre Freude an Carlo’s Überraschung, so etwas hatte sie noch nie erlebt. Under war soo stolz und ebenfalls glücklich.

Irgendwann schliefen sie unter einem blauen Leinentuch ein, vom Rauschen der Wellen begleitet.

 

Dann wurde die Luft kühler und Mara schreckte mit einem Schauder aus dem Schlaf. Sie setzte sich auf und realisierte, dass sie in ihrem Sessel saß, in ihrer Wohnung, in Hamburg und nicht am Meer der Toscana.

Sie rief Carlo in London an und sagte er solle nach Hause kommen, sofort!

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